Montag, 13. Mai 2013

Ein katholisches Begräbnis

Die Predigt schallt uns in den Ohren,
mal laut, mal leise, auf und ab.
Ein Toter steht vor Gottes Toren,
die Seinen starren auf sein Grab.

Noch immer tönen große Worte,
noch immer klingt die Predigt nach.
Geöffnet ist die Himmelspforte,
weil sie der Priester offen sprach.

Das Bild des Toten lächelt heimlich,
wo Lächeln noch als Sünde gilt.
Der Hochaltar wirkt leer und freundlich,
am Rande schmollt ein Nonnenbild.

Verkniffen blickt die Ordensschwester
ganz leinwandblind ins Kirchenschiff.
Ihr böser Blick beäugt Philister -
den Christen fehlt der letzte Schliff.

Man sprach sie selig für ihr Wirken,
nun trübt ihr Zorn den schönen Tag.
Sie mahnt zum Glauben alle Schurken,
der Sünder duckt sich - angeklagt. 

Vom toten Mann ist kaum die Rede,
gebenedeit verlässt er uns.
Sein Leben, das wie Rauch verwehte,
erfährt nicht des Gedenkens Gunst.

Doch bleibt die Nonne uns erhalten,
ihr böser Blick, scheint bös' wie nie.
Gesegnet sei ihr boshaft Walten,
wir achten und verehren sie.

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