Sonntag, 17. Juni 2012

Lyrische Grenzen


Gerade habe ich ein Scheißgedicht gelesen.
Irgendwo im Internet hat es sich verfangen,
da, wo niemand ankern sollte. Nur Worte
standen da, Worte ohne Sinn und Zweck.
Scheinbar ist das Kunst. Aber mich ödet 
solche Kunst an. Sie erinnert mich 
an die Fieberträume von Schizophrenen. 
Sinnlosigkeit macht nur Sinn, 
wenn sie Kreativität entfacht.
Scheininnovationen sind dagegen 
lästig und mühsam. Wenn es möglich 
gewesen wäre, hätte ich den Bildschirm 
zerknüllt und in den Papierkorb geschmissen.
Aber das geht ja leider nicht -
So stehe ich hilflos da, mit der Erkenntnis,
dass manche Gedichte ebenso leer sind
wie die Worthülsen von Politikern -
Leer, weil keiner mehr Lust hat, das zu 
sagen, was er wirklich denkt; leer, 
weil die nihilistische Leere des Fernsehens
nun auch in die Lyrik ausstrahlt; leer, weil
sich die Dummheit aus dekadenten 
Gedanken speist. 
Gerade habe ich ein Scheißgedicht gelesen.
Der Dichter wähnt sich bedeutsam in
seiner Bedeutungslosigkeit. Es sei ihm gegönnt -
denn schließlich wollte er sich nur 
ein Denkmal setzen ...

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